Wie alt das Gasthaus schon ist, weiß kein Mensch, auch nicht der jetzige Inhaber, Wirt und Koch Ernst Pfitzer. Ganz früher fungierte es als gräfliche Brauerei und Brennerei, gleich neben dem Fürstenauer Schloss. 1804 kaufte ein Vorfahr des heutigen Besitzers das Anwesen den Grafen ab.
Dieser Ahnherr hieß Johann Balthasar Schmucker, ein Name, der in der Region unweigerlich mit Bier in Verbindung steht. Der Braumeister kam damals aus der Schweiz. Einer seiner Söhne zog später nach Beerfelden und gründete eine Brauerei. Von dort ging wiederum ein Sohn nach Mossautal, ebenfalls um Bier zu brauen. Der erste Privatbesitzer der „Gerste“ ist somit auch der Stammvater zweier Odenwälder Bierdynastien.
Als Braustätte hatte die „Gerste“ allerdings 1910 ausgedient. Fortan stand Landwirtschaft in Kombination mit Gastronomie auf dem Programm. So ist das bis heute geblieben. Einige Rinder, Schweine und vor allem Enten und Hähne versorgt auch Ernst Pfitzer. Sie alle landen früher oder später in der Küche der „Gerste“, zubereitet vom Chef selbst, wie es schon Generationen zuvor üblich war. Geschlachtet wird traditionell im Haus und dass der Apfelwein aus eigener Kelterung stammt, versteht sich in der „Gerste“ von selbst.
Weitestgehend unverändert geblieben in all den Jahren ist auch das mit Schindeln verkleidete Gasthaus. Durch die alte, knorrige Haustür führt der Weg ins Treppenhaus, ein paar Stufen hinauf und in die Gaststube. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. „Um 1900 wurde mal umgebaut und erweitert“, erinnert sich Ernst Pfitzer. Einfach und spartanisch präsentiert sich die Gaststube: Gefliester Boden, halbhohe Holztäfelung und heller Rauputz, Tische und Stühle, die ebenso wie der Tresen viel vom vergangenen Jahrhundert miterlebt haben. Die Küche ist gut bürgerlich, und ganz wichtig für den Chef: Das Preis-Leistungsverhältnis muss stimmen! Diese Grundeinstellung trägt viel zum Ruf des Hauses bei. Bei Pfitzer ist das Essen gut, preiswert – und vor allem reichlich.
aus: "Outback-Magazin
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