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Salam!

So mies wie das Image des Staates, so bezaubernd sind das Land und seine Menschen. Der Iran ist 6x so gross wie Deutschland. Und jährlich kommen weniger Touristen als nach Neuschwanstein in drei Tagen.

Persische Gastfreundschaft gibt es tatsächlich auch ausserhalb von Reisebüchern. Völlig normal, dass wildfremde Menschen sich einen Tag frei nehmen, um die Gäste aus dem Ausland durch ihre Stadt zu führen.

Um zu quatschen über die Welt da draussen, Politik, Zukunft. Um die eigenen Fremdsprachenkenntnisse auszuprobieren.

Freundliches Winken, kurzes Hallo, kleiner smalltalk über Bundesliga-Stars. Wer ausländisch aussieht, erlebt alltägliche Herzlichkeit. Und stellt am Ende fest: Niemand hat einen Teppich verkaufen wollen.

Iran ist ein Schnuffel-Land. Und das beste: Es lässt sich völlig unkompliziert individuell bereisen. Mit den myplaces Tipps.

 

Unterwegs


Riesendistanzen und Riesenauswahl an Verkehrsmitteln. In den Städten fahren tausende Taxis zu Spottpreisen (1-2 €uro; vorher über Fahrpreis einigen, dann gibt es keine Probleme!)
Für Strecken in die Region lassen sich diese Taxis auch mieten. (Ganztägig etwa Euro 14.-)

 

Hauptverkehrsmittel für weite Fahrten ist der Bus. "Superlux" bzw. "Volvo"-Klasse sind die modernsten Fahrzeuge, nerven aber mit zugiger Klimaanlage und drittklassigen Aktionfilmen im Bordvideo. Die guten uralt Mercedes Busse röhren dagegen stilvoll durch grandiose Landschaft.. Schlaue Iraner wählen ihre Verbindung nach dem jeweiligen Bus-Fahrer aus. Denn wer beim haarsträubenden Überhol-Ritual in engen Kurven überlebt, hängt letztlich an seiner Aufmerksamkeit und Erfahrung. (Fahrpreise für Langstrecken: ca 2.- Euro) --> Bilderreise Wahnsinns Busse

Iran Air fliegt super-pünktlich quer durchs Land. Als wahrscheinlich billigste Airline der Welt. (Inlandsstrecke 14-20 Euro). Check in und Boarding sind unkompliziert und routiniert, der Bordservice freundlich. Weite Strecken verlieren über den Wolken ihre Grausamkeit. Allerdings: klapprige B-727 Maschinen und katastrophale Absturzstatisitk sind gewöhnungsbedürftig. Ebenso wie die Borddurchsagen "im Namen Gottes des Allmächtigen..." (www.iranair.com)

Züge fahren selten und nur auf einigen Strecken. Die sind dafür abenteuerlich wie die Alborz-Gebirge Überquerung (Tehran-Gorgan) Am Berg rauf, über Schwindel Brücke rüber, am Berg runter. In den Waggon-Gängen ganz stilvoll: Perser-Teppiche. Die Nachtzüge sind sauber und haben eine dampfende Speisewagenküche dabei. Zum Schlafen kommen Sie trotzdem nicht: Denn die Schlafwagenkellner sind neugierig auf Ihre Geschichten. (1. Klasse Nachtzug: ca. 5.- Euro, Reservierung beim chaotischen Ticketschalter im 1. Stock des Tehraner Hbf., oder -entspannt- auf Provinzhaltestellen.)



Übernacht

Erwarten Sie nicht zuviel von iranischen Hotels. Ausser verhältnismäßig hohen Preisen. Aber saubere Zimmer gibt es allemal. Und hilfsbereites Personal an der Rezeption. Vorab-Buchungen werden zuverlässig registriert, aber auch kurzfristige Anreise ist -ausserhalb von Feiertagen- kein Problem. In vielen Städten gelten Hotelrestaurants als besonders gut.
Besondere Empfehlungen > myplaces Hoteltipps




Politik

Ein Land ohne Bars, ohne Wein, ohne Bier. Aber an den Skiliften im Norden Teherans kreist der Vodka. Ein Land ohne Discos und Clubs, aber im Verkehrschaos der Städte wird heftig geflirtet -von Auto zu Auto mit Zettelchen und der Handynummer.

Ein Land mit strenger Zensur, aber auf der Fahrt zum Nationalheiligtum Persepolis hauen giggelnde Mädchen Modern Talking Hits ins Kassettendeck. Und unterm schwarzen Umhang blitzen Jeans und Minitops hervor.

Die Staatsmacht werden Sie als Tourist nicht weiter bemerken, die politische Lage ist dagegen ständig Thema. In erstaunlich offenen Gespächen mit Iranern, die sich heftig über ihre Regierung beschweren.

Ausländische Pärchen haben keine Probleme im Doppelzimmer zu übernachten -auch ohne Heiratsurkunde. Ausserhalb von Privathäusern und Hotelzimmern ist für alle Frauen islamische Kleidung Pflicht. Besonders in Shiraz und im Norden Teherans versuchen die jüngeren ihr Kopftuch so weit wie möglich nach hinten zu schieben. Immer kurz vor dem Abrutschen. Ein Kunststück.

In Stadt-Bussen sitzen die Geschlechter getrennt. In Überlandbussen nicht. In Taxen drängen sich alle aneinander und in Nord-Tehrans Stadtparks sind sie am Knutschen.

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> myplaces: Tipps für Reisen in Krisengebiete

> Auswärtiges Amt: Reisehinweise Iran
> "Die Welt": Persönliche Freiheit / Politscher Zwang
> heute.de: Analyse der polit. Situation
>
Blogs von (Exil-) Iranern (Hossein Derakhshan)
>
Filmtipp: "Offside" von Jafar Panahi (Berlinale 2005)

 

Sprache

Die Iraner werden mit Ihnen quatschen. Auch wenn beide Seiten kein Wort verstehen. Irgendwie geht es. Mit Gesten. Mit Lachen. Mit Schauspiel. Und -ganz sicher- mit den Namen deutscher Fussballprofis. (Rummenigge und Beckenbauer bei den älteren, Kahn bei den jüngeren. Und Irans Ex-Bundesliga Star Ali Daei bei allen.)

Persisch klingt schön, aber versuchen Sie gar nicht erst irgendwelche Wortbedeutungen ableiten zu wollen. Und lassen Sie sich vom Hotel ihre Adresse aufschreiben. Sonst haben Sie keine Chance beim Taxifahrer.

Und wenn Sie dann völlig verzweifelt am Zug-Ticketschalter stehen und nur noch Bahnhof verstehen, taucht mit Sicherheit jemand auf, der akzentfrei deutsch spricht ("Ich lerne seit 10 Monaten") und stolz ist, Ihnen helfen zu können.

In den Städten sprechen speziell die jungen Frauen oft hervorragend mehrere Fremdsprachen. Und irgendwo ist immer ein Exil Iraner zu finden, gerade auf Heimaturlaub aus Los Angeles oder der iranische Leibarzt des deutschen Botschafters oder der Goethe Fan aus Esfahan oder....


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